Nach dem Abschluss der vorbereitenden Pilotphase im vergangenen Jahr wird die neue Schulkooperation der Liebieghaus Skulpturensammlung mit dem Frankfurter Lessing-Gymnasium 2018 fest an beiden Institutionen etabliert. Die umfangreiche Bildungsoffensive der beiden Partner soll deren jeweilige Kompetenzen langfristig bündeln. Dabei werden – abgestimmt auf das humanistische Bildungskonzept und das altsprachliche Profil des Gymnasiums – sowohl feste Projektbausteine für den Schulunterricht als auch immer wieder neue Ideen abseits üblicher Formate entwickelt. Eines der Kernanliegen der Zusammenarbeit ist es, die Relevanz der fundierten Kenntnis alter Sprachen wie Latein und Altgriechisch gerade auch für das Verständnis der Jetztzeit in ihren Bezügen zu teils weit zurückliegenden kulturhistorischen Entwicklungen zu betonen und zu demonstrieren. Im Umfeld der Liebieghaus Skulpturensammlung bietet die Kenntnis alter Sprachen wichtige Rezeptionshilfen für Skulpturen, eröffnet wesentliche Zugänge zu deren historischem Kontext und kann so den Weg für Rückschlüsse auf die Gegenwart bereiten. Der didaktische Fokus liegt auf Gruppenarbeit und dem gemeinsamen Diskutieren von Themen, um das Lehren und Lernen der Schüler untereinander zu fördern. Orientierten sich die Pilotveranstaltungen im zurückliegenden Jahr noch vorrangig am Schulalltag und dessen Strukturen, wollen sich die Verantwortlichen nun stärker davon lösen und die Projekte zunehmend individueller gestalten.
Das Angebot richtet sich an alle Klassenstufen und Fachrichtungen des Lessing-Gymnasiums und soll fächerübergreifende Perspektiven auf die behandelten Themen unterstützen – ob künstlerisch, historisch, politisch, philologisch, ethisch-religiös, philosophisch oder sogar chemisch wie zum Beispiel mit Blick auf die ursprüngliche Farbigkeit antiker Skulpturen, einem der Forschungsschwerpunkte des Liebieghauses. Auch der Einsatz von digitalen Vermittlungsangeboten des Museums, beispielsweise der multimedial aufbereiteten Digitorials, im Schulunterricht ist in Planung.

Im Rahmen der Auftaktveranstaltung in diesem Jahr besucht heute eine Klasse der Einführungsphase des Gymnasiums das Liebieghaus und begibt sich in der Skulpturensammlung auf die Spuren der Rolle des Theaters in der Antike und Gegenwart. Ausgehend vom Unterrichtsstoff des Ödipus von Sophokles beschäftigen sich die Schüler auch mit Fragen der Möglichkeiten und Grenzen individueller Selbstbestimmung im antiken und gegenwärtigen Verständnis. Abschließend wird ihnen Gelegenheit zum eigenen kreativen Arbeiten geboten – entweder Bezug nehmend auf Sophoklesʼ griechische Tragödie oder auf ausgewählte Skulpturen aus der Sammlung des Museums.

„Bei dieser Kooperation haben sich zwei Partner zusammengefunden, die kaum besser zueinander passen könnten. Gemeinsam möchten wir im wechselseitigen und experimentierfreudigen Austausch sowohl die Sammlungswerke des Liebieghauses als auch alte Schriften immer wieder neu verlebendigen und so deren Relevanz für unsere Gegenwart herauszustellen und greifbar machen. Die Liebieghaus Skulpturensammlung als zusätzlicher Lehr-, Lern-, Gesprächs- und Erkenntnisort wird den schulischen Unterricht auf vielfältige Weise inspirieren und bereichern“, freut sich Chantal Eschenfelder, Leiterin der Abteilung Bildung und Vermittlung an der Liebieghaus Skulpturensammlung.

„Wir wollen mit dieser für uns sehr spannenden neuen Kooperation mit dem Liebieghaus auch deutlich machen, dass wir als Schule kein ‚Elfenbeinturmprofil‘ haben, sondern ganz klar im Frankfurt der Gegenwart verortet sind. Hier setzen wir uns vor dem Hintergrund unseres spezifischen humanistischen Bildungsprofils auch mit Themen auseinander, die absolut zeitgenössisch sind und für deren Verständnis sowie Verhandlung Kenntnisse alter Sprachen und weit zurückreichender Kulturen enorm wertvoll sind“, erklärt der Direktor des Lessing-Gymnasiums, Bernhard Mieles, die Motivation hinter der Zusammenarbeit.

Seitens der Schule findet unter Leitung der projektverantwortlichen Lehrerin Judith K. Bohl eine fortwährende begleitende Evaluierung der einzelnen Veranstaltungen statt. Deren Ergebnisse fließen wiederum in die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit mit dem Liebieghaus ein.
Weitere größere Projekte, die in Planung sind, betreffen die Anbindung der Kooperation an die Projektwoche der Schule im Juni sowie an die Feierlichkeiten und Veranstaltungen anlässlich des 500. Jubiläums des Lessing-Gymnasiums im Jahr 2020.

Bildung & Vermittlung im Liebieghaus
Die spezifische Ausrichtung der Schulkooperation mit dem Lessing-Gymnasium ergänzt das Vermittlungsprogramm der Liebieghaus Skulpturensammlung um neue spannende Aspekte. Kulturelle Bildung und Teilhabe für alle gesellschaftlichen Gruppen zu ermöglichen, ist dem Museum ein zentrales Anliegen. Die vielseitigen und methodisch auf die verschiedenen Bedürfnisse des Publikums abgestimmten Vermittlungsformate des Museums richten sich an Kinder und Jugendliche, Erwachsene, Familien und Senioren. Mit zahlreichen Projekten wie dem KinderKunstKlub, dem alljährlichen Kinderfest, dem Schülertag, den „Kunsttalenten“, Kinder- und Familienführungen spricht das Liebieghaus gezielt Kinder und Jugendliche an und macht sie mit dem Museum, seiner Sammlung und den thematischen Sonderausstellungen vertraut. In Ferienkursen, Atelierworkshops und -kursen können sie Fertigkeiten im Umgang mit Skulptur erlernen. Angebote für Erwachsene wie die Reihen „KUNSTKOLLEG“ oder „Kunst und Religion“ vermitteln vertiefende Inhalte zu Sammlungswerken und Themenkomplexen. Die regelmäßig angebotenen Vorträge von Kunstexperten zu ausgewählten Aspekten der Sonderausstellungen und zu Meisterwerken der Sammlung bieten fundierte Hintergründe und vielfältige Einblicke.

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