Seit dem 4. Mai 2017 gibt die Sonderausstellung „Eindeutig bis zweifelhaft. Skulpturen und ihre Geschichten (Erworben 1933–1945)“ vielfältige Einblicke in die Erwerbungen des Liebieghauses und seine Sammlungsgeschichte während der Zeit des Nationalsozialismus. Eine zentrale Figur in diesem Zusammenhang war der damalige Direktor Alfred Wolters (1884–1973), der das Liebieghaus von 1928 bis 1949 leitete. Bis heute ist Wolters in der Öffentlichkeit nahezu unbekannt. Vor diesem Hintergrund findet im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung am Donnerstag, 29. Juni 2017, um 19.00 Uhr eine Podiumsdiskussion zu dem Thema „Alfred Wolters. Direktor des Liebieghauses 1928–1949“ im Metzler-Saal des Städel Museums statt. Die Veranstaltung wird erstmals die verschiedenen Aspekte seines ambivalenten Handelns über historische Brüche hinweg thematisieren und einordnen. Moderiert von Dr. Eva Mongi-Vollmer, Kuratorin der Ausstellung, diskutieren:

  • Dr. Iris Schmeisser, Leiterin der Provenienzforschung Städel Museum und Liebieghaus Skulpturensammlung
  • Dr. Sebastian Farnung, Historiker aus Frankfurt am Main (Dissertation: Kulturpolitik im Dritten Reich am Beispiel Frankfurter Museen)
  • Dr. Meike Hoffmann, Kunsthistorikerin und Provenienzforscherin, Forschungsstelle „Entartete Kunst“ an der Freien Universität Berlin
  • Dr. Maria Obenaus, Kunsthistorikerin aus Berlin (Dissertation: „Für die Nation gesichert? Das „Verzeichnis der national wertvollen Kunstwerke“: Entstehung, Etablierung und Instrumentalisierung 1919–1945)

Die vier Referenten werden in Impulsvorträgen das Handeln Alfred Wolters’ aus unterschiedlichen thematischen Blickwinkeln beleuchten. Nach einer biografischen Einführung zu Wolters von Iris Schmeisser, wird Sebastian Farnung den kulturpolitischen Kontext in Frankfurt während der NS-Zeit erläutern. Meike Hoffmann spricht zu Wolters und der Beschlagnahmeaktion „Entartete Kunst“, die ihn dazu veranlasste, seinen Rücktritt einzureichen; Maria Obenaus beschäftigt sich mit der Funktion Wolters im Zusammenhang mit dem „Verzeichnis der national wertvollen Kunstwerke“, das als Instrument der Aneignung jüdischen Besitzes genutzt wurde.

Die Ausstellung
Noch bis 27. August 2017 blickt die Liebieghaus Skulpturensammlung auf ein bislang kaum beachtetes Kapitel ihrer Sammlungs- und Museumsgeschichte zurück: die Zeit des Nationalsozialismus und die während dieser Jahre getätigten Erwerbungen. Die Ausstellung „Eindeutig bis zweifelhaft. Skulpturen und ihre Geschichten (Erworben 1933–1945)“ gewährt anhand von zwölf ausgewählten Objekten Einblicke in die Historie des Museums in den Jahren 1933 bis 1945 und erzählt von den Menschen, die mit diesen Kunstwerken aufs Engste verbunden waren und sind. Als eines der ersten Museen Deutschlands untersucht das Städel Museum bereits seit dem Jahr 2001 seine Sammlungen auf verfolgungsbedingt entzogene Kunstwerke. Im Frühjahr 2015 wurde die Provenienzforschung um ein umfassendes Projekt zur systematischen Untersuchung der Bestände der Liebieghaus Skulpturensammlung erweitert, das vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste und der Stadt Frankfurt am Main unterstützt wird. In der Sonderausstellung werden nun die aktuellen Forschungsergebnisse dieser Initiative vorgestellt und mittels eines Parcours durch die drei Hauptabteilungen der Skulpturensammlung – Antike, Mittelalter und Renaissance bis Klassizismus – präsentiert.
Die Ausstellung erzählt die bewegten Geschichten von Sammlern wie Harry Fuld, Maximilian von Goldschmidt-Rothschild oder Carl von Weinberg, die dem Liebieghaus über Jahrzehnte hinweg eng verbunden waren, sowie von heute fast vergessenen Sammlerpersönlichkeiten wie dem Ehepaar Oswald und Alice Feis. Auch das mitunter widersprüchliche Handeln der Museumsmitarbeiter während der Zeit des Nationalsozialismus, insbesondere des Direktors Alfred Wolters, ist Teil der Präsentation. Als Einführung dient ein konzentrierter Überblick über die Geschichte des Liebieghauses unter besonderer Berücksichtigung der Zeit von 1933 bis 1945. Thematisiert werden rechtmäßige und unrechtmäßige Erwerbungen im In- und Ausland, aber auch Personalpolitik, kriegsbedingte Museumsschließung, Auslagerung und Kriegsverluste sowie Restitutionsvereinbarungen der Nachkriegszeit. Die zwölf ausgewählten Objektbeispiele stehen stellvertretend für bestimmte Erwerbungsarten und damit verbundene Handlungsweisen. Dabei werden der Öffentlichkeit auch jüngste, noch unveröffentlichte Erkenntnisse vorgestellt.


Podiumsdiskussion: Alfred Wolters. Direktor des Liebieghauses 1928–1949

Zeit: Donnerstag, 29. Juni 2017, Beginn 19.00 Uhr (Einlass 18.30 Uhr)
Ort: Metzler-Saal, Städel Museum, Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt am Main
Eintritt und Anmeldung: Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Information: www.liebieghaus.de, E-Mail: info@liebieghaus.de,
Telefon: +49(0)69 605098-200, Fax: +49(0)69 605098-112

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