In Erinnerung an David und Stephanie Rothschild – Bedeutende Barockskulpturen verbleiben im Liebieghaus

Die Liebieghaus Skulpturensammlung als Museum der Stadt Frankfurt am Main hat zwei große, farbig gefasste Engelsfiguren (um 1705/10) aus dem Umkreis des Bildhauers Johann Meinrad Guggenbichler an die Erben der im Nationalsozialismus verfolgten Eigentümer David und Stephanie Rothschild restituiert. Dank des großzügigen Entgegenkommens der Erben konnten die Barockskulpturen für das Liebieghaus wiedererworben werden und verbleiben im Museum. Eine Spende von David Rothschild Junior ermöglicht, dass sie in den nächsten Jahren kunsttechnologisch untersucht und restauriert werden.

Die beiden bedeutenden Skulpturen des österreichischen Barock, einst wahrscheinlich Teil eines Altars oder Tabernakels, befanden sich nachweislich seit 1924 im Besitz des Frankfurter Arztes und Privatsammlers Dr. David Rothschild (1875–1936). Wann und von wem er die Skulpturen erwarb und wer sie vor ihm besaß, ist nicht bekannt. Im Dezember 1932 wurde die „Sammlung Dr. D. Rothschild“ einschließlich der beiden im Auktionskatalog ganzseitig abgebildeten Skulpturen im Frankfurter Auktionshaus Helbing zum Verkauf angeboten. David Rothschild lebte zu dieser Zeit mit seiner Frau Stephanie Rothschild (1889–1988) und Familie in einem mehrstöckigen Eigenheim in der Bockenheimer Landstraße. Wie viele der insgesamt 119 Positionen aus der Sammlung Rothschild jedoch tatsächlich bei dieser Auktion verkauft wurden und wie viele der Objekte an David Rothschild zurückgingen, ist nicht bekannt. Bisher konnten keine diesbezüglichen Geschäftsunterlagen oder annotierten Kataloge lokalisiert werden. Am 24. März 1938 wurden die beiden Skulpturen nebst Sockeln Alfred Wolters, dem damaligen Direktor der Liebieghaus Skulpturensammlung, durch den Frankfurter Kunsthändler Adolf Klein zum Verkauf angeboten. Zum Preis von 2800 RM wurden sie von der Stadt Frankfurt für das Liebieghaus erworben. Da Klein lediglich als Vermittler auftrat ist nicht dokumentiert, aus welchem Besitz er die beiden Skulpturen verkaufte. Geschäftsunterlagen seiner Kunsthandlung sind bisher nicht bekannt. Trotz intensiver Forschungsbemühungen ließ sich die etwa fünf Jahre umfassende Lücke in der Provenienz der Werke zwischen Dezember 1932 und März 1938 nicht auflösen. Obwohl somit nicht rekonstruierbar ist, wann und wie sich David oder Stephanie Rothschild von den beiden Skulpturen trennten, ist ein Besitzerwechsel zu einem Zeitpunkt, als sie aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgung unter Druck standen, am wahrscheinlichsten.

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