In neuem Glanz. Das restaurierte Schächer-Fragment des Meisters von Flémalle im Kontext
bis 18. Februar 2018

Seit Oktober 2014 wird im Städel Museum das sogenannte Schächer-Fragment des Meisters von Flémalle umfassend konserviert und restauriert. Es ist ein Schlüsselwerk der europäischen Kunstgeschichte, geschaffen von einem der enigmatischsten Künstler der frühen niederländischen Malerei. Das auf beiden Seiten bemalte Fragment ist der einzig erhaltene Teil eines großformatigen Kreuzabnahme-Triptychons, welches zu den bedeutendsten und einflussreichsten Werken der niederländischen Malerei vom Anfang des 15. Jahrhunderts zählt. Nach Abschluss der konservatorischen und restauratorischen Maßnahmen erstrahlt das kostbare Werk buchstäblich in neuem Glanz. Aus diesem Anlass wird ihm eine dreimonatige Sonderausstellung in der Liebieghaus Skulpturensammlung gewidmet. Im Rahmen der Präsentation werden nicht nur das Vorgehen und die spektakulären Ergebnisse der technologischen Untersuchung und Restaurierung vorgestellt. Zusätzlich werden zwölf ausgewählte Vergleichsstücke der Tafelmalerei und Skulptur sowie der Zeichnung und Buchmalerei gezeigt, die das Werk auf vielfältige Weise kontextualisieren. Das vermutlich um 1430 für eine Brügger Kirche geschaffene Kreuzabnahme-Triptychon hat nachfolgenden Künstlergenerationen immer wieder als Inspiration gedient, sodass sich über zeitgenössische Nachzeichnungen, Kopien und Übernahmen einzelner Figuren oder Figurengruppen sein ursprüngliches Aussehen weitestgehend rekonstruieren lässt. Neben einer Gemäldekopie aus der Walker Art Gallery in Liverpool sowie Zeichnungen aus dem Fogg Museum in Cambridge (MA) und dem Fitzwilliam Museum in Cambridge (UK) wird das Gemälde unter anderem im Zusammenhang mit niederländischer und deutscher Skulptur der damaligen Zeit präsentiert, die im Liebieghaus mit dem sogenannten Rimini-Altar und Hans Multschers Gnadenstuhl glanzvoll vertreten ist. Die Ausstellung ist eine Kooperation des Städel Museums und der Liebieghaus Skulpturensammlung.
Kurator: Prof. Dr. Jochen Sander (Städel Museum)
Gemäldetechnologische Untersuchung und Restaurierung: Dipl.-Rest. Annegret Volk; Stephan Knobloch, Leiter Gemälderestaurierung (Städel Museum)
Das Restaurierungsprojekt zum Schächer-Fragment wurde ermöglicht durch: Bank of America Art Conservation Project, Städelscher Museums-Verein e. V.


William Kentridge. O Sentimental Machine
22. März bis 26. August 2018

2018 präsentiert die Liebieghaus Skulpturensammlung ein ebenso umfassendes wie ungewöhnliches Ausstellungsprojekt mit einem der international bedeutendsten zeitgenössischen Künstler: Vom 22. März bis 26. August widmet das Frankfurter Museum William Kentridge (* 1955) eine Einzelausstellung in 32 seiner musealen Räume. Der südafrikanische Künstler, der in vielen künstlerischen Disziplinen beheimatet ist, ist eingeladen, seine Werke in einen Dialog mit dem Bestand der 5.000 Jahre umfassenden Skulpturensammlung zu bringen. Zu sehen sind über 30 teils raumfüllende Arbeiten und Installationen, die das Spektrum von Kentridges Œuvre aufzeigen.
Im Fokus der für das Liebieghaus entwickelten Präsentation steht das grundlegende Interesse des Künstlers am Phänomen der Bewegung wie dessen materiell-mechanischer und optisch-illusionistischer Erzeugung. Dafür greift Kentridge auf Techniken zurück, die selbst einen weiten zeitlichen Bogen spannen: von automatischen Theatern, die schon in der Antike Konjunktur hatten, über Anamorphosen der Renaissance bis hin zu Vorläufern kinematographischer Apparate (Phenakistiskope, Zoetrope) des 19. Jahrhunderts. All das erfährt in Kohlezeichnungen, Plastiken, Objekten und Filmen die dem Künstler so eigene Umsetzung im Zeichen des Zufälligen, Schnellen und Provisorischen. Neben zeichnerischen und plastischen Werken werden im Liebieghaus Kentridges jüngere Großinstallationen präsentiert, die mit ihrer Verschränkung verschiedener künstlerischer Ausdrucksformen an das Konzept des Gesamtkunstwerks erinnern und so auch durch die historistische Architektur der Villa von Heinrich von Liebieg einen spannungsreichen Rahmen finden. Das 19. Jahrhundert bildet damit einen zweiten Schwerpunkt der Ausstellung, an dem sich Fragen nach einer menschenfeindlichen Definition von Zeit und Arbeit in der Phase der Industrialisierung entwickeln lassen, die das politische Werk von William Kentridge von Beginn an durchdringen. In besonderer Weise stellt die Ausstellung „O Sentimental Machine“ das Œuvre von Kentridge ebenso in den Zusammenhang einer ‚großen‘ Geschichte der Bildhauerei wie in eine intensive Beziehung zur Opulenz des Historismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Erstmals werden die Arbeiten von William Kentridge auf einer Bühne gezeigt, die mit den konzeptuellen, narrativen und ästhetischen Intentionen des Künstlers eine derart enge und fruchtbare Verbindung eingeht. Dem Frankfurter Publikum ist Kentridge, der mehrfach auf der Documenta in Kassel vertreten war und dessen Kunstwerke sowie Opernaufführungen vom Louvre bis hin zur New Yorker Met ein internationales Publikum begeistern, bereits seit 2005 bekannt. Damals bekleidete er als erster Künstler die Max-Beckmann-Professur der Städelschule.
Kuratoren: Prof. Dr. Vinzenz Brinkmann, Kristin Schrader
Szenografie: Sabine Theunissen


Medeas Liebe und die Jagd nach dem Goldenen Vlies
5. Oktober 2018 bis 10. Februar 2019

2018 wird die Republik Georgien Ehrengast der Frankfurter Buchmesse sein. Zu diesem Anlass wird die Liebieghaus Skulpturensammlung bedeutende Leihgaben aus dem Georgischen Nationalmuseum präsentieren. Die Ausstellung „Medeas Liebe und die Jagd nach dem Goldenen Vlies“ (AT) wird einen großartigen Mythos der alten Welt erzählen: Es ist die Geschichte des griechischen Prinzen Jason, der zusammen mit berühmten griechischen Helden ein übermenschliches Abenteuer zu bestehen hat. Eine gefährliche Schiffsexpedition (Fahrt der Argonauten) führt die Helden in das Land Kolchis. Hier sollen sie das Goldene Vlies erobern und nach Griechenland zurückbringen. Diese eigentlich unerfüllbare Aufgabe – ein Drache bewacht das Vlies – wird erst durch eine große Liebe lösbar: Medea, Tochter des Königs von Kolchis und talentierte Zauberin, verliebt sich in Jason und ermöglicht den Raub des Goldenen Vlieses.
Die Ausstellung im Liebieghaus wird vom gesamten Mythos berichten und diesen mithilfe antiker Bilder, die sich auf griechischen und etruskischen Vasen, in römischer Wandmalerei, vor allem jedoch in der griechischen und römischen Skulptur erhalten haben, in lebendiger Form nacherzählen. Im Rahmen der Schau werden auch berühmte und herausragende Bronze- und Goldobjekte des Georgischen Nationalmuseums präsentiert. Die Gestaltung der bronzezeitlichen Waffen, Gefäße und goldenen Schmuckobjekte ist von außergewöhnlicher Schönheit und besonderer Kraft.
Es ist wenig verwunderlich, dass Georgien im Mythos mit seinen legendären Goldfunden in Verbindung gebracht wird, gilt doch die Entdeckung einer der ältesten Goldminen und Stätten der Verarbeitung des Goldes in Sakdrissi als spektakuläre Leistung der aktuellen archäologischen Forschung im Land. Die neuen Funde beweisen die überragende Bedeutung der Goldgewinnung für die Kultur des frühen Georgiens und belegen ein weiteres Mal seinen frühen Goldreichtum, der sich in der Sage vom Goldenen Vlies niederschlägt. Darüber hinaus greift „Medeas Liebe und die Jagd nach dem Goldenen Vlies“ die neuesten Forschungen zu griechischen Mythenbildern, insbesondere zur Argonauten-Sage selbst auf. Seit ihrer Auffindung 1885 ist die Deutung der berühmten Bronzen vom Quirinal, des sogenannten Boxers und des sogenannten Thermenherrschers, umstritten. Untersuchungen im Kontext der vom Liebieghaus betriebenen Polychromieforschung haben Erkenntnisse zur formalen und erzählerischen Gestaltung der beiden Bronzen erbracht. Durch die Bestätigung der Deutung als Darstellung eines der zentralen Abenteuer der Argonauten-Sage rückt die Gruppe in den Fokus des Ausstellungsprojektes, für das ein Nachguss realisiert wird.
Kurator: Prof. Dr. Vinzenz Brinkmann


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